Die Anfänge der ALI
1989 - 1999
Die ersten 10 Jahre ALI Winnenden –
10 Jahre kreative Kommunalpolitik.
Die Anfänge der Alternativen und Grünen
Liste Winnenden - ein nicht ganz so kurzer Überblick
Im Jahr 1984 scheiterte der Versuch des noch jungen Ortsvereins von BÜNDNIS
90/ DIE GRÜNEN in Winnenden eine Bunte oder Grüne Liste zur Kommunalwahl
zu gründen. Zu tief waren die Differenzen zwischen den eher bürgerlichen,
intellektuellen GRÜNEN und den eher Linken der Friedensbewegung. Sicher
war es auch die parlamentarische Arbeit vielen Leuten suspekt. Hatte sich doch
gezeigt, daß die Parlamente den Protest auf der Strasse gegen die Nachrüstung
und die Atomraketen in Mutlangen ignorierte. Der Ortsverein hatte nicht die
Kräfte die nötigen 36 Kandidat/innen für die damalige unechte
Teilortswahl aufzustellen.
1988 wechselte die Sprecher des Ortsvereins von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN. Die friedensbewegten Linken waren In Nicaragua oder Albanien bzw. hatten sich
in einen Kulturverein zurückgezogen, wo sie dem Dadaismus huldigten und
die Spassguerilla pflegten und sich besonders gerne mit dem örtlichen Pietimus
anlegten. Frustriert von der Arbeit im GRÜNEN Ortsverein, wandte sich der
damalige Sprecher diesem Verein zu. Schnell war die Idee zu einem neuen kommunalen
Anlauf geboren. Also wurde der Arbeitskreis Kommunalpolitik gegründet.
Dieser wurde von BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN in Winnenden, den sich als
alternativ verstehenden Szene und Menschen getragen, die es satt hatten, dass
die Geschäftsleute der Marktstrasse zusammen mit den Banken die Mehrheit
im Stadtrat bildeten.
Die Gründung und "der Name des Kindes".
Mit einem Bürgerantrag, der nach der Gemeindeordnung möglich war,
hatten wir das Interesse der Bevölkerung auf uns gezogen. Zwar wurde unser
Anliegen wegen des neuen Frei- und Hallenbades abgelehnt, doch die Resonanz
war beachtlich. Da es noch kein Reyclingzentrum gab, begannen wir mit dem sammeln
von Plastikabfällen. Im Oktober 1988 traten wir mit einer Podiumsdikussion
mit grün-alternativen Gemeinderäten der Umgebung über die Möglichkeiten
grün-alternativer Kommunalpolitik an die Öffentlichkeit. Von dem Besucherandrang
(etwa 120 Menschen) wurden wir bestätigt, dass es nun an der Zeit war “Nägel
mit Köpfen” zu machen. Unser Arbeitskreis traf sich ab nun wöchentlich.
Die Diskussion und Auseinandersetzung über den Namen der neuen Wählervereinigung
und die Struktur der Organisation, das Verhältnis Basis zu Mandatsträger
wurde nun zu den wichtigsten Themen. So sind und waren sie halt, die deutschen
Linken und Grünen. Gerade die Namensfrage wurde mit viel Leidenschaft geführt.
Wieviel Grün sollte und durfte im Namen sein. Diese Frage wurde erst am
19. April 1989 bei der Gründungsversammlung der ALI per Abstimmung entschieden.
Die Struktur wurde wie bei einer freien Wählervereinigungen geschaffen,
mit einem starken Vorstand, als Gegengewicht zu einer zukünftigen Fraktion.
Nach der Gründung ging es mit viel Öffentlichkeitsarbeit auf Kandidatensuche.
Bereits im Juni 1989 konnten wir eine Liste mit 16 (von 36) Bewerber/innen zur
Kommunalwahl am 22. Oktober des Jahres präsentieren. Mit 9,8 % der Stimmen
und drei Mandaten konnten wir auf Anhieb erringen. Der Gemeinderat hatte damals
36 Räte/innen. Der Fraktionsstatus wurde uns nicht zuerkannt. Joachim
Fügel, Annette Baier und Andreas Sihler vertraten nunmehr die ALI.
Und wie wir die Vorgänge in Deutschland geahnt hätten, zierte die
Kinderhymne von Bertolt Brecht unseren Wahlprospekt:
"Anmut sparet nicht noch Mühe
Leidenschaft nicht noch Verstand
Dass ein gutes Deutschland blühe
Wie ein andres gutes Land.
Dass die Völker nicht erbleichen
Wie vor einer Räuberin
Sondern ihre Hände reichen
Uns wie andern Völkern hin
Und nicht über und nicht unter
Andern Völkern wolln wir sein
Von der See bis zu den Alpen
Von der Oder bis zum Rhein.
Und weil wir dies Land verbessern
Lieben und beschirmen wir´s
Und das liebste mag´s uns scheinen
So wie andern Völkern ihrs."
Dies haben wir beibehalten.
Mit entscheiden.
Völlig neu war für uns als Basis, dass viel “Kleinkram”
beschlossen werden musste, während wir uns lieber um die grosse Politik
kümmerten. Dies führte zu vielen Spannungen zwischen Mandatsträger/innen
und der Gruppe, die sich weiterhin wöchentlich traf. Heute könnte
man sagen, fehlte uns einfach der Sinn für die Arbeit eines Gemeinderates.
Andererseits fühlten sich die Mandatsträger/innen, für die alles
neu war nicht genügend unterstützt. Plötzlich stand man mehr
in der Verantwortung, als früher in der ausserparlamentarischen Opposition.
Zumal nun unsere Gemeinderät/innen für unsere Aktionen den Kopf hin
halten mussten. Eine neue Erfahrung war auch der Umgang der Verwaltung mit unseren
Ideen und Vorschlägen. So brachten wir, unterstützt mit einer Fahrraddemonstration,
ein Radwegekonzept für Winnenden ein. Dies wurde abgelehnt. Kaum ein Jahr
später brachte die Verwaltung ein Radwegekonzept ein, das unserem ziemlich
ähnlich war. Dies sollte in den Folgejahren noch öfters so passieren.
Kommunalwahlen 1994.
1992 zogen Joachim Fügel und Annette Baier beruflich bedingt weg. Dies
ist leider eine Erfahrung, die viele Listen machen mussten. Es brachte uns aber
auf eine Idee für die Kommunalwahl 1994. Viele beruflich erfolgreiche Menschen
stehen BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und alternativen Ideen nahe, haben aber
aus eben beruflichen Gründen keine Zeit sich zu engagieren. Sind aber bereit
öffentlich dafür einzustehen. So gründeten wir einen wissenschaftlichen
Beirat der ALI mit 14 Mitgliedern, bestehend aus Ärztinnen und Ärzten, Musikern, Juristen, Unternehmensberatern usw.
Martin Staiger und Willi Halder rückten nach.
Da Martin Staiger und Andreas Sihler aus beruflichen Gründen 1994 nicht
mehr antreten wollten und konnten, mussten wir in diesen Wahlkampf mit einer
fast neuen Besetzung antreten. Durch die Abschaffung der unechten Teilortswahl
waren nur noch 26 Kandidatinnen und Kandidaten nötig. Es gelang uns immerhin 14 Bewerberinnen und Bewerber
aufzustellen. Nach dem 12. April 1994 ist die ALI mit 10,6 % und trotz geringerer
Gesamtmandatszahl mit drei Sitzen vertreten. Seitdem sind wir eine Fraktion mit
der Besetzung Willi Halder, Christine Geiger und Axel Klein.
Wahlen 1999.
Für die Wahl am 24. Oktober 1999 liefen die Vorbereitungen auf Hochtouren.
Unsere Fraktion tratt komplett an. Die ersten EU-Bürger hatten bereits
unterschrieben und die Liste sollte diesmal 26 Bewerberinnen und Bewerber haben. Da wir
1994 unser drittes Mandat mit gerade mal 150 Stimmen Vorsprung vor der Freien
Wählervereinigung geschafft hatten, war dies auch nötig. Natürlich
hatten sich die Formen der politischen Auseinandersetzung verfeinert und so
konnten wir inzwischen das parlamentarische Klavier fast perfekt spielen. Aber
Aktionen von Außen sind ein sehr nützliches und unterstützendes Element.
Auch die Methoden der Spaßguerilla können sehr sinnvoll eingesetzt
werden. Aber dies auszuführen ist zu umfangreich. Für Anekdoten aus
10 Jahren Kommunalpolitik hatten wir uns dann an unserem Jubiläum am 19.
April 1999 doch etwas Zeit genommen.
Mittlerweile sind wir erwachsen geworden und haben uns zu einer wichtigen Größe in der Winnender Kommunalpolitik entwickelt. Es ist uns außerdem in jeder bisherigen Gemeinderatswahl gelungen, unseren Stimmenanteil zu erhöhen; das ist uns natürlich für die Wahl 2019 ein ganz besonderer Ansporn.